Eine Frage, die wir uns seit Beginn unserer Gründungsinitiative stellen ist: Wie können wir die Pädagogik von Maria Montessori in das 21. Jahrhundert holen? Ein Maker Space war hier bereits recht früh eine Idee, doch erst, als wir bei einer Hospitation eine solche Initiative in Aktion erleben durften, ergab sich ein vollständiges Bild:
Montessori hat für Jugendliche ein Schul-Konzept entwickelt, das sich auf die körperlichen, kognitiven und emotionalen Bedürfnisse von Heranwachsenden fokussiert. Durch ihre Studien hatte sie herausgefunden, dass nach dem Wissensdurst im Kita- und Grundschulalter, in dem Kinder Wissen aufsaugen wie ein Schwamm, eine Phase folgt, in der das Gehirn vor allem durch praktische Arbeit und Anwendung von Wissen lernt. In Dr Montessoris Hauptschaffenszeit zwischen 1910 und 1950 bedeutete das vor allem selbstwirksame Arbeit auf einem Bauernhof, einer Werkstatt und einer Gastronomie.
Nun waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch bis zu 60% der Bevölkerung mindestens nebenberuflich in der Landwirtschaft tätig. Heute sind es unter 5%.
Insofern halten wir es für sinnvoll, das Konzept für unsere Schule um moderne Technologien und Arbeitsmethoden zu ergänzen und dafür eignet sich ein Maker Space ganz hervorragend.
Kreativität und Selbstwirksamkeit im Maker Space Gütersloh
Ende Februar hatten wir das Vergnügen, den Maker Space in Gütersloh zu besuchen und bekamen eine faszinierende Entdeckungstour! Michael der Vorsitzende des Vereins, der auch bei der Gründung des Maker Spaces beteiligt war, teilte spannende Details über die Entstehungsgeschichte dieser offenen Werkstatt mit uns und gab uns wertvolle Hinweise zu Fördermitteln und zur sinnvollen Organisation solcher der Abläufe.

Einblick in den Gütersloher Maker Space
Der Makerspace Gütersloh e.V. präsentiert sich als eine offene Werkstatt, die nach dem Motto „Mach doch, was Du willst!“ arbeitet. Dieser Ort ermutigt Mitglieder, Gäste und Interessierte gleichermaßen, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und eigene Projekte zu realisieren. Menschen aller Kenntnisstufen, von Laien bis zu Profis, finden hier die nötigen Tools und Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Projekte.
Simone hatte uns an dem Abend durch die Räume geführt und die beeindruckende Vielfalt der verfügbaren Arbeitsbereiche gezeigt:
- 3D-Druck
- Elektronik
- Holzwerkstatt
- Textilarbeiten
- Audio- und Videoproduktion
- CAD Konstruktion
- Programmierung
- Virtual Reality
- Lasercutter
Die Ausstattung des Maker Spaces ist umfangreich und wird ständig erweitert.

Begeistert hat Simone uns erzählt, wie sie sich über ihr Hauptbetätigungsfeld des Textildruck, Nähen und Stickens auch andere Techniken beigebracht hat: Als sie zum Besticken von Socken eine spezielle Halterung benötigte, wurde diese gemeinsam mit einem der 3D-Druck-Experten designed und produziert. Mit dem Lasercutter produzierte sie sich eigene Schilder für Materialkisten und designt aktuell ihre eigenen Knöpfe und Stofftiere.
Integration eines Maker Spaces in eine Montessori-Schule
Die Idee, einen Maker Space in eine weiterführende Montessori-Schule zu integrieren, bietet spannende Perspektiven: Die Montessori-Pädagogik betont die Wichtigkeit von selbstgesteuertem Lernen und praktischer Erfahrung – Prinzipien, in die sich die Philosophie eines Maker Spaces nahtlos anschließt. Schüler.innen könnten in einem solchen Raum ihre praktischen Fähigkeiten erweitern, komplexe Probleme lösen, dabei kooperativ zusammen arbeiten und ihre Kreativität voll entfalten.
Überschneidungen und Synergien
Die Montessori-Methode und die Kultur eines Maker Spaces teilen grundlegende Werte wie Selbstbestimmung, Respekt, Inklusive und das Lernen durch Tun. Deswegen betrachten wir einen Maker Space an unserer weiterführenden Montessori-Schule als zusätzliche Plattform, um den Erdkinderplan von Maria Montessori für 12- bis 16-Jährige in zukunftsfähig in die digitalisierte Welt des 21. Jahrhunderts zu holen.

Repair Café als Teil der Montessori-Communityarbeit
Ein Repair Café, organisiert von und für die Schulgemeinschaft, wäre eine ausgezeichnete Ergänzung. Hier könnten Schüler.innen nicht nur lernen, wie sie alltägliche Gegenstände reparieren, sondern auch Verantwortung für die Umwelt übernehmen und Werte wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung praktisch erfahren. Solche Initiativen fördern das gemeinschaftliche Miteinander und passen perfekt zur Montessori-Philosophie, die das Lernen durch gesellschaftliches Engagement und praktische Anwendung in den Vordergrund stellt.
Öffentliche Repair Cafés ermöglichen zudem die Einbindung der Schule in die lokale Gemeinschaft, indem Anwohner rund um die Schule dort regelmäßig kostenlos bzw. zum Selbstkostenpreis Reparaturen an alltäglichen Gegenständen und Geräten erhalten können.
Maker Space und Montessori sind ein super Match!
Unser Besuch im Maker Space Gütersloh war nicht nur ein Augenöffner in Bezug auf die Möglichkeiten kreativen Schaffens, sondern auch eine Inspirationsquelle für die Entwicklung unseres Bildungskonzepts.
Die Integration eines Maker Spaces (übrigens auch als FabLab bekannt) in unsere Montessori-Schule verspricht eine bereichernde Erweiterung des pädagogischen Horizonts, die Schüler.innen auf einzigartige Weise auf das Leben vorbereiten kann.
Übrigens ist auch die Montessori Realschule in Dorsten derzeit dabei, einen Maker Space einzurichten.
Die Bilder des Beitrags stammen von der Webseite des Makerspace Gütersloh e.V.

